6 Merkmale einer hochgespannten Persönlichkeit: Auf dem gespannten Draht navigieren

Zuletzt aktualisiert am June 5, 2024 by Friedrich Müller

Menschen mit einer hochgespannten Persönlichkeit gehen durchs Leben auf einem sehr schmalen Grat. Sie verfolgen hohe Ziele und Ansprüche an sich selbst und andere, neigen aber auch zu Perfektionismus und Versagensängsten. Diese Merkmale können sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen. Einerseits sind hochsensible Menschen oft kreativ, gewissenhaft und einfühlsam. Andererseits können sie aber auch leichter in Stresssituationen geraten.

In diesem Artikel möchte ich sechs zentrale Merkmale einer hochsensiblen Persönlichkeit beschreiben. Dazu gehören eine reiche Innenwelt, hohe Sensibilität gegenüber äußeren Reizen, Perfektionismus, hohe Selbstkritik, die Neigung zur Überforderung sowie der Wunsch nach Kontrolle. Ich werde erklären, wie sich diese Merkmale äußern und was sie für die Betroffenen bedeuten. Abschließend möchte ich aufzeigen, wie hochsensible Menschen lernen können, ihren Ansprüchen gerecht zu werden, ohne sich dabei zu sehr unter Druck zu setzen.

Hohe innere Reizeverarbeitung

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Menschen mit einer hochsensiblen Persönlichkeit verfügen über eine besonders reiche innere Welt. Sie denken intensiv über ihre Gefühle und Gedanken nach und neigen zu Selbstreflexion. Dies hat den Vorteil, dass sie sich ihrer selbst oft sehr bewusst sind und gut differenzieren können. Allerdings kann die Fülle an inneren Stimmen auch überfordernd wirken.

Hochsensible neigen dazu, ihre Gefühle und Empfindungen tiefgründig zu durchdenken und zu hinterfragen. Sie lassen Ereignisse oft von vielen Seiten durch ihr inneres Auge Revue passieren. Dies ermöglicht ein tieferes Verständnis für sich selbst und andere. Allerdings braucht dieses ausgefeilte innere Verarbeitungssystem auch Zeit und Ruhe. Bei Stress oder Überforderung besteht die Gefahr, in Selbstzweifeln oder Grübeleien zu versinken.

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Hohe Sensibilität gegenüber Reizen

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Hochsensible Menschen nehmen ihre Umwelt besonders intensiv wahr. Sie reagieren schon auf geringe Sinnesreize und werden schnell von Lärm, Gerüchen oder visuellen Eindrücken überstimuliert. Dies hat den Vorteil, dass sie feine Unterschiede besser erfassen können. Allerdings führt eine Reizüberflutung auch leichter zu Ermüdung oder sogar Überforderung.

Laut, trubelige Orte oder Situationen können für Hochsensible daher belastend sein. Sie brauchen häufiger Ruhephasen, um sich von aufwühlenden Eindrücken zu erholen. Schon kleine Ablenkungen durch Geräusche oder Bewegungen im Peripheriebereicht fallen ihnen oft besonders auf. Um ihre volle Leistungsfähigkeit zu entfalten, ist es daher wichtig, sie vor Reizüberflutungen zu schützen.

Hoher Perfektionismus

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Hochsensible neigen oft zu einem ausgeprägten Qualitätsanspruch und Perfektionismus. Sie möchten Aufgaben möglichst fehlerfrei und vollständig erfüllen. Dies hat den Vorteil, dass sie sehr gewissenhaft und sorgfältig arbeiten. Allerdings können überzogene Ansprüche auch zum Problem werden.

Wenn Hochsensible ständig das Gefühl haben, ihre Ziele nicht vollständig erreicht zu haben, steigert dies ihren Leistungsdruck und die Angst vor Misserfolg. Kleine Fehler oder Unvollkommenheiten sind für sie dann nur schwer zu ertragen. Um diesem Teufelskreis zu entkommen, ist es wichtig, den eigenen Perfektionismus zu reflektieren und realistischere Maßstäbe anzulegen. Nur das Beste ist eben selten das Gute.

Hohe Selbstkritik

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Mit ihrem starken Perfektionismus geht bei Hochsensiblen oft auch eine hohe Selbstkritik einher. Sie neigen dazu, eigene Schwächen und Mängel besonders kritisch zu sehen. Dies kann einerseits der inneren Perfektion zuträglich sein, andererseits aber auch Selbstzweifel und mangelndes Selbstwertgefühl begünstigen.

Hochsensible tun sich manchmal schwer damit, eigene Erfolge oder Stärken wahrzunehmen und anzuerkennen. Stattdessen konzentrieren sie sich eher auf alles, was noch nicht optimal gelungen ist. Um ein realistischeres Selbstbild zu entwickeln, ist es wichtig, die innere Kritik zu mildern und das Augenmerk mehr auf positive Erlebnisse zu lenken. Nur wenn man sich selbst mit Wertschätzung begegnet, lässt sich dem inneren Kritiker die Stirn bieten.

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Neigung zur Überforderung

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Die hohe Sensibilität und eigene Perfektion macht Hochsensible anfällig dafür, sich leicht überfordert zu fühlen. Schon bei kleineren Stressfaktoren oder Ablenkungen geraten sie leicht unter Druck. Sie neigen dann dazu, an sich und ihrer Leistungsfähigkeit zu zweifeln.

Häufige Ursachen für Überforderung sind Zeitdruck, multiproblematische Aufgaben, viele Reize auf einmal sowie Störungen der Routinen. Hochsensible haben oft Schwierigkeiten, Prioritäten zu setzen oder Aufgaben nur halbfertig liegenzulassen. Stattdessen wollen sie alles gleichzeitig und perfekt erledigen. Diese “Alles-oder-nichts”-Haltung kann kontraproduktiv sein.

Um Stress zu vermeiden, ist es wichtig zu lernen, eigene Grenzen realistisch wahrzunehmen und auf die eigenen Bedürfnisse zu hören. Auch kleine Pausen und eine straffere Priorisierung helfen dabei, die innere Balance zu bewahren.

Bedürfnis nach Kontrolle

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Als Ausgleich für ihre gefühlte Überforderbarkeit haben Hochsensible oft ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle und Planbarkeit. Sie mögen feste Strukturen, klare To-do-Listen und möglichst wenig Überraschungen. Dies verschafft ihnen ein Gefühl von Sicherheit und handlungsfähig.

Allerdings führt ein zu rigider Kontrollwahn auch in die Selbstfalle. Denn im modernen Berufsleben und zwischenmenschlichen Bereich gibt es immer Unwägbarkeiten und andere Prioritäten. Hochsensible müssen lernen, loszulassen und sich nicht von jedem Wind zerstreuen zu lassen. Vertrauen in die eigene Anpassungsfähigkeit und Improvisationsgabe ist hier wichtig.

Genauso kann Kontrolle auch internalisiert werden, indem man seine eigenen Ansprüche zu starr reglementiert. Es hilft daher, einen Mittelweg zwischen Struktur und Flexibilität zu finden.

Fazit

Eine hochsensible Persönlichkeit bringt sowohl Stärken wie Introspektion, Gewissenhaftigkeit und Empathie mit sich. Gleichzeitig birgt sie aber auch Tücken wie Perfektionismus, Selbstkritik und Kontrollwunsch. Wer diese Merkmale in sich erkennt, kann lernen, sie gezielt für sich zu nutzen statt sich von ihnen hemmen zu lassen.

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Entscheidend ist, den inneren Kritiker zu zügeln, realistischere Maßstäbe anzulegen und die eigene Sensibilität als Bereicherung anstelle einer Schuld zu sehen. Auch ist es wichtig, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Wer lernt, bei allen Anstrengungen auch mal „gut genug“ zu sein, kann seine Stärken entfalten und auf dem schmalen Grat des Lebens sicher navigieren.