Der Schlüssel zu einer gedeihlichen Beziehung: Einblicke von Dr. Stan Tatkin

Zuletzt aktualisiert am June 7, 2024 by Friedrich Müller

Eine gedeihliche, erfüllte Beziehung herzustellen und zu erhalten ist für viele Paare eine große Herausforderung. Doch laut Dr. Stan Tatkin, einem Psychiater und Therapeuten, der sich auf die Bindungstheorie spezialisiert hat, gibt es einen einfachen Schlüssel, um eine glückliche Partnerschaft aufzubauen. In diesem Artikel werden die wichtigsten Erkenntnisse von Dr. Tatkin zusammengefasst.

Die Bedeutung der sicheren Bindung

Empathy in Action: The Key Role of Emotional Intelligence in Relationship  Building

Nach Tatkin ist die sichere Bindung der Grundstein für eine erfolgreiche Beziehung. Die Bindungstheorie beschreibt, wie wir uns an wichtige Bezugspersonen in der Kindheit binden und wie sich dies auf unsere späteren zwischenmenschlichen Beziehungen auswirkt. Eine sichere Bindung bedeutet, dass die Bedürfnisse des Kindes in angemessener Weise erfüllt wurden und es gelernt hat, Vertrauen in die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Bezugsperson aufzubauen.

Erwachsene mit einer sicheren Bindungserfahrung in der Kindheit neigen dazu, Partner vertrauensvoll zu behandeln, offen über Emotionen zu kommunizieren und Kompromisse in Konfliktsituationen einzugehen. Sie vermeiden typische Vermeidungs- und Anklammertaktiken. Tatkin ist der Meinung, dass eine sichere Bindung die Grundlage für gegenseitigen Respekt, Vertrauen und Kompromissbereitschaft in einer Beziehung bildet.

Die Rolle der Betankung

Study finds women are more empathetic than men worldwide at any age |  Fortune

Eine der wichtigsten Erkenntnisse von Tatkin ist die Bedeutung der Betankung (im englischen “Soothing”) in einer Partnerschaft. Als Betankung bezeichnet er Verhaltensweisen, durch die wir dem Partner bei Stress oder Angst Halt und Sicherheit geben. Dazu gehören zärtliche Berührungen, das Zuhören ohne zu urteilen oder einfühlsame Worte des Trostes. Der Betankungsprozess hilft uns, aufgewühlte Gefühle wie Angst, Wut oder Traurigkeit zu regulieren und in einen entspannteren Zustand zu gelangen.

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Nach Tatkin ist es entscheidend, dass Paare einander in stressigen Situationen Betankung geben. Dies stärkt das Gefühl von Verbundenheit und Vertrauen. Leider vernachlässigen viele Partnerschaften diesen Aspekt. Stattdessen kommt es häufig zu Streit, Vorwürfen oder der gegenseitigen Vermeidung. Laut Tatkin ist Betankung der Partner der Kern einer sicheren Bindung zwischen Erwachsenen.

Die Kraft nonverbaler Kommunikation

Can You Have Too Much Empathy?

Eine weitere wichtige Erkenntnis von Tatkin ist die Macht der nonverbalen Kommunikation in Beziehungen. Studien haben gezeigt, dass mehr als 80 Prozent unserer zwischenmenschlichen Signale über Körpersprache, Stimmlage, Mimik und andere nonverbale Ausdrucksformen erfolgen. Tatkin argumentiert, dass wir unserem Partner hauptsächlich über nonverbale Signale mitteilen, ob wir für ihn verfügbar sind oder Abstand wollen.

Demnach sollten wir Partner auf nonverbale Hinweise wie verängstigten oder abweisenden Gesichtsausdruck, gestresste Körperhaltung oder abwehrende Gesten besonders achten. Solche Signale weisen in der Regel darauf hin, dass der andere Partner Beruhigung und Zuneigung benötigt, um sich sicher zu fühlen. Tatkin betont, wie wichtig es ist, diese nonverbalen Hilferufe des Partners wahrzunehmen und darauf mit Betankung und Zuspruch zu reagieren.

Konfliktbewältigung durch Deeskalation

What is Empathy and how can it benefit my relationships | Master's  Counselling Calgary

Unvermeidbar werden in jeder Partnerschaft auch Konflikte auftreten. Hier hat Tatkin ebenfalls wichtige Erkenntnisse über eine deeskalierende Konfliktbewältigung. Seiner Meinung nach sollten Paare Konflikte nicht in der Hitze des Gefechts austragen, wenn Emotionen hochkochen. Stattdessen empfiehlt er, streitige Themen zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe und mit gegenseitigem Verständnis zu besprechen.

Weiter rät Tatkin, in Konfliktsituationen nicht sofort Vorwürfe zu machen oder den anderen zu beschuldigen. Dies führt in der Regel nur zu einer weiteren Eskalation. Stattdessen sollte man versuchen, die eigene Wahrnehmung offen und ohne Angriffe darzulegen, um Verständnis für die Perspektive des anderen zu entwickeln. Auch sollten Paare lernen, Konflikte als Chance zu sehen, die Beziehung durch ehrliche Kommunikation zu stärken statt zu beschädigen.

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Empathie und Betrachtung der Beziehung aus der Perspektive des anderen

Three Exercises in Empathy - Lambert Couples Therapy

Für Tatkin ist die Fähigkeit zu Empathie und der Perspektivübernahme des anderen Partners der Schlüssel für gegenseitiges Verständnis. Wir sollten versuchen, die Gedanken und Gefühle des anderen nachzuvollziehen, auch wenn sie uns zunächst fremd erscheinen. Das bedeutet, die Beziehung auch aus der Sichtweise des Partners zu betrachten.

Empathie heißt nicht, die eigene Position aufzugeben. Aber sie ist die Grundlage dafür, Verständnis und schließlich auch Lösungen für Probleme zu finden, die beide Seiten zufrieden stellen. Tatkin zufolge führt ein Mangel an Perspektivübernahme oft zu Fehlinterpretation, Vorverurteilung und schließlich auch Trennung oder Scheitern der Partnerschaft.

Regelmäßiger Austausch über Gedanken und Gefühle

What is Interpersonal Communication? Skills, Types, and Examples |  Simplilearn

Eine der besten Möglichkeiten, Verständnis im Partner zu fördern, ist laut Tatkin der regelmäßige, ehrliche Austausch über die eigenen Gedanken und Gefühle. Dies sollte jedoch immer respektvoll und wertschätzend geschehen, ohne Verletzungen oder Beschädigungen. Der offene Dialog hält die Kommunikationskanäle offen und verhindert, dass sich Gefühle und Probleme aufschaukeln, bis es zur Eskalation kommt.

Tatkin empfiehlt Paaren, sich bewusst Zeit für intimen Austausch zu nehmen, beispielsweise beim täglichen Spaziergang oder beim gemeinsamen Essen. Dabei sollten Paare sowohl Positives als auch Verbesserungswürdiges ansprechen. Der Dialog stärkt das gegenseitige Verständnis und die Fähigkeit, auch schwierige Themen konstruktiv zu lösen.

Fazit

Die Erkenntnisse von Dr. Stan Tatkin basieren auf langjähriger Forschungs- und Praxisarbeit zu Bindungstheorie und Beziehungstherapie. Seiner Meinung nach sind sichere Bindung, gegenseitige Betankung in Stresssituationen, das Verständnis für nonverbale Kommunikation, eine deeskalierende Konfliktbewältigung, Empathie sowie offener regelmäßiger Austausch die zentralen Bausteine einer gedeihenden Partnerschaft.

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Eine Beziehung, die diese Aspekte berücksichtigt, schafft eine Atmosphäre von Vertrauen, Verständnis und emotionaler Nähe zwischen den Partnern. Dies ist die Grundlage dafür, Krisen und Probleme gemeinsam zu meistern sowie Glück und Zufriedenheit in der Partnerschaft zu erfahren. Tatkins Erkenntnisse bieten vielen Paaren praktikable Ansätze, ihre Beziehung durch mehr Achtsamkeit, Zuwendung und ehrliche Kommunikation nachhaltig zu stärken.