Narzissten neigen dazu, emotionale Spiele zu spielen, um Kontrolle über andere Menschen zu erlangen und ihren eigenen Mangel an Selbstwertgefühl auszugleichen. Sie sind Meister der Manipulation und setzen subtile Taktiken ein, um ihre Opfer verwirrt und verletzlich zu machen.
In diesem Artikel werde ich 17 der häufigsten manipulativen Strategien erläutern, die Narzissten anwenden, um ihre Opfer emotional zu missbrauchen und unter Druck zu setzen. Verständnis dieser Spiele ist der erste Schritt, um sich davor zu schützen und die Kontrolle über die eigene Psyche zurückzugewinnen.
Spiel 1: Idealisierung und Entwertung
Bei diesem Spiel wechseln sich Phasen enthusiastischer Bewunderung und Zuneigung mit plötzlichen Angriffen und intensiver Kritik ab. Das Opfer wird zunächst auf ein Podest gestellt und mit Komplimenten überschüttet, was zu einer intensiven emotionalen Bindung führt.
Dann jedoch kehrt sich die Stimmung ohne ersichtlichen Grund und das Opfer wird herabgewürdigt, was es in einen Zustand der Verwirrung und des Selbstzweifels stürzt. Dieser Wechsel von Anziehung und Ablehnung macht das Opfer abhängiger und demütiger.
Spiel 2: Triangularisierung
Hier entwickelt der Narzisst enge Beziehungen zu mehreren Personen, aber nur eine auf einmal. Wenn das primäre Opfer seinen emotionalen Bedürfnissen nicht mehr entspricht, wendet er sich einer anderen Person zu, die dann wiederum ausgenutzt wird.
Durch diese Dreiecksbeziehungen werden Rivalitäten und Verwirrung zwischen den Opfern gestiftet, wodurch der Narzisst leichter die Kontrolle behält.
Spiel 3: Ideologische Spaltung
Der Narzisst versucht hier, seine Opfer gegeneinander aufzubringen und voneinander zu isolieren, indem er Gerüchte und Halbwahrheiten streut. Er porträtiert ein Opfer in einem negativen Licht und schmeichelt einem anderen Opfer, indem er ihm vorspiegelt, es zu verstehen. Auf diese Weise spaltet er die Gruppendynamik und hindert die Opfer daran, sich gegenseitig zu unterstützen.
Spiel 4: Belohnung und Bestrafung
Der Narzisst wechselt zwischen großzügiger Zuwendung und plötzlicher Missbilligung oder Strafe. Wenn sich das Opfer dem Narzissten gegenüber loyal und folgsam verhält, wird es mit Aufmerksamkeit und Anerkennung belohnt.
Sobald es jedoch eigenständige Wünsche oder Bedürfnisse äußert, wird es sofort bestraft, indem die Zuneigung entzogen wird. Auf diese Weise konditioniert der Narzisst das Opfer, ständig nach seiner Zustimmung und Bestätigung zu streben.
Spiel 5: Projektion
Hier unterstellt der Narzisst seinen Opfern eigene, verdrängte Verhaltensweisen oder Empfindungen. Zum Beispiel wirft er dem Opfer vor, eifersüchtig oder kontrollsüchtig zu sein – Eigenschaften, die eigentlich auf den Narzissten selbst zutreffen.
Durch diese Projektion lenkt er von seinen eigenen Persönlichkeitsstörungen ab und überträgt die Schuld auf das Opfer, das sich dann rechtfertigen und Beweise für seine Unschuld erbringen muss.
Spiel 6: Täter-Opfer-Umkehr
In diesem manipulativen Spiel tauscht der Narzisst plötzlich die Rollen und stellt sich selbst als das unschuldige Opfer dar, während er sein reales Opfer fälschlicherweise des verbalen oder emotionalen Missbrauchs bezichtigt.
Das Opfer gerät dadurch in die Verteidigung und beginnt zu zweifeln, da der Narzisst oft überzeugend heucheln kann. Dies destabilisiert das Opfer zutiefst und ermöglicht dem Narzissten, weiteren emotionalen Druck auszuüben.
Spiel 7: Vertrauensmissbrauch
Hier gewinnt der Narzisst zunächst das Vertrauen des Opfers, indem er sich als verständnisvoller Zuhörer und Vertrauter präsentiert. Das Opfer offenbart intime Gedanken und Gefühle. Später missbraucht der Narzisst dann dieses intime Wissen, indem er vertrauliche Informationen gegen das Opfer verwendet oder an andere weitergibt. Dies zerstört die Bindung des Opfers und raubt ihm jegliches Gefühl von Sicherheit und Schutz in der Beziehung.
Spiel 8: Selektive Wahrnehmung und Verleugnung
Der Narzisst neigt dazu, nur das wahrzunehmen, was seine grandiose Selbstwahrnehmung unterstützt, während alles andere ignoriert oder bestritten wird. Wenn das Opfer ihm seine Schuld oder Fehler aufzeigt, verleugnet oder relativiert er sie einfach.
Stattdessen interpretiert er die Situation so um, dass er selbst im Recht erscheint. Auf diese Weise weigert sich der Narzisst, die Perspektive des Opfers anzuerkennen oder Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen.
Spiel 9: Manipulation durch Schuld
Hier überhäuft der Narzisst das Opfer subtil mit Schuld, indem er ihm vorwirft, undankbar, ungeduldig oder unsensibel zu sein. Oder er suggeriert, das Opfer verursache seine Wut- und Kontrollausbrüche.
Durch die erzeugte Schuld fühlt sich das Opfer verpflichtet, mehr Verständnis, Zuneigung und Hingabe zu zeigen, um Genugtuung herzustellen – was genau die Kontrolle des Narzissten verstärkt.
Spiel 10: Zermürbung und Abnutzung
Bei dieser langfristigen Taktik unterwirft der Narzisst das Opfer einer ständigen emotionalen Überforderung durch plötzliche Stimmungsschwankungen, widersprüchliche Forderungen, gezielte Isolation oder Schlafentzug.
Mit der Zeit führt dies zur emotionalen Erschöpfung des Opfers und einer zunehmenden Orientierungslosigkeit. In diesem ausgepowerten Zustand hat der Narzisst leichtes Spiel, es weiter zu destabilisieren und zu dominieren.
Spiel 11: Keine Grenzen respektieren
Der Narzisst missachtet hier konsequent die persönlichen Grenzen des Opfers. Er drängt sich in dessen persönlichen Raum ein, durchsucht privaten Besitz oder liest heimlich Nachrichten. Auch psychische und sexuelle Grenzen sind für den Narzissten nicht existent.
Er zwingt dem Opfer seine Ansichten auf, bedrängt es emotional oder missachtet explizite Ablehnungen. Dies zerstört das Selbstwertgefühl des Opfers und seine Fähigkeit, Grenzen zu setzen.
Spiel 12: Sabotage von Beziehungen
Der Narzisst stiftet hier Unfrieden zwischen seinem Opfer und dessen Freunden oder Familie. Er schürt Misstrauen, indem er falsche Informationen streut oder die anderen gegen das Opfer aufhetzt.
Oder er isoliert das Opfer ganz, indem er ihm den Kontakt zu seinem sozialen Umfeld verwehrt. Auf diese Weise schwächt der Narzisst die soziale Unterstützung des Opfers und seine Unabhängigkeit.
Spiel 13: Gaslighting
Beim “Gaslighting” zweifelt der Narzisst systematisch die Wahrnehmung und Erinnerung seines Opfers an, um es emotional zu destabilisieren und die eigene Version der Realität durchzusetzen. Er leugnet etwas gesagt oder getan zu haben, verfälscht offensichtliche Tatsachen oder unterstellt dem Opfer eine labile Psyche. Mit der Zeit fängt das Opfer tatsächlich an, an seinem eigenen Verstand zu zweifeln. Der Narzisst erschüttert auf diese Weise die Selbstwahrnehmung des Opfers.
Spiel 14: Keine Fehler eingestehen
Ein zentrales Merkmal narzisstischer Persönlichkeiten ist die inhärente Unfähigkeit, eigene Fehler und persönliche Schwächen zuzugeben. Stattdessen schiebt der Narzisst die Schuld immer auf äußere Faktoren oder andere Personen ab.
Selbst wenn Beweise für sein Fehlverhalten vorliegen, weigert er sich beharrlich, Verantwortung zu übernehmen. Dies zerstört das Vertrauen des Opfers und die Grundlage für ehrliche Kommunikation in der Beziehung.
Spiel 15: Disqualifizieren
Hier wertet der Narzisst seine Opfer systematisch ab, indem er ihre Kompetenz, Intelligenz oder ihr Selbstwertgefühl in Frage stellt. Er lästert über ihr Aussehen, ihre sozialen Fähigkeiten oder ihre Meinung.
Oder er stellt plump ihre Errungenschaften in Abrede. Durch diese subtilen Demütigungen untergräbt der Narzisst das Selbstvertrauen des Opfers, um es von sich abhängig zu machen.
Spiel 16: Zusammenbruch inszenieren
Manchmal arrangiert der Narzisst bewusst einen emotionalen Zusammenbruch, um Mitgefühl zu erpressen oder das Opfer für seine vermeintlichen Verfehlungen zu bestrafen. Er heult, wirft Dinge oder droht in auffälliger Manier mit Selbstverletzung.
Dadurch manipuliert er das Opfer geschickt dazu, ihn zu beschwichtigen und seine gefühlskalten Anforderungen zu erfüllen – nur um kurz darauf seine emotionale Erpressung fortzusetzen.
Spiel 17: Dissoziative Identitäten
In extremen Fällen kann der narzissistische Persönlichkeitsstil soweit gehen, dass the Narzisst selbst nicht mehr zu erkennen scheint, welche seiner Identitäten gerade vorherrscht. Er kann von einem Moment auf den anderen zwischen der Rolle des liebevollen Partners und des wütenden Tyrannen oder des hilfesuchenden Opfers und des gefühlskalten Manipulators wechseln. Dies vernebelt jegliche Kontinuität und macht es seinem Opfer unmöglich, die Dynamik der Beziehung zu durchschauen.
Fazit
Wie gesehen, spielen Narzissten subtile psychologische Spiele, um andere Menschen für ihre Zwecke auszunutzen und das eigene fragile Ego aufzupolstern. Ihre Opfer werden systematisch durch Isolierung, Schuldzuweisung, Vertrauensbruch und Destabilisierung ihrer Selbstwahrnehmung kontrolliert und ausgenutzt. Es ist daher wichtig, die Muster dieser manipulativen Taktiken zu durchschauen, um dem narzisstischen Einfluss zu entkommen.
Nur wenn man die eigenen Grenzen klar verteidigt und eine selbstbestimmte, unabhängige Identität beibehält, kann man dem emotionalen Missbrauch durch narzisstische Persönlichkeiten standhalten. Mit Mitgefühl für sich selbst und Akzeptanz der eigenen Stärken hat man die besten Voraussetzungen, solchen destruktiven Spielchen nicht auf den Leim zu gehen.