Zuletzt aktualisiert am May 21, 2024 by Friedrich Müller
Einleitung
Aromantik beschreibt Menschen, die keine romantische Anziehung zu anderen Menschen empfinden. Obwohl das Thema in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit bekommen hat, gibt es noch viele Missverständnisse über aromantische Menschen. Dieser Artikel möchte 6 gängige Mythen aufklären und mehr Verständnis für die Lebensrealität aromantischer Menschen schaffen.
Mythos 1: Aromantische Menschen haben etwas falsch mit sich
Viele aromantische Menschen hören oft, dass mit ihnen etwas nicht stimmen müsse oder sie kaputt seien. Doch das ist falsch – Aromantik ist genauso normal wie andere sexuelle Orientierungen. Aromantische Menschen empfinden schlicht keine romantische Anziehung und verspüren kein Bedürfnis nach einer romantischen Beziehung. Ihre Identität ist genauso valide wie die von heterosexuellen oder bisexuellen Menschen. Aromantik ist keine Krankheit oder Störung. So wie manche Menschen ohne sexuelle Vorlieben asexuell sind, so sind andere ohne romantisches Bedürfnis aromantisch. Beides sind normale Varianten der menschlichen Sexualität und Identität.
Mythos 2: Aromantische Menschen können keine zwischenmenschlichen Beziehungen führen
Viele denken, aromantische Menschen könnten keine engen freundschaftlichen Beziehungen oder Partnerschaften eingehen. Das ist falsch. Obwohl aromantische Menschen keine romantische Anziehung empfinden, sind sie dennoch fähig tiefe zwischenmenschliche Bindungen aufzubauen. Sie pflegen Freundschaften, Familie und manche gehen auch platonische Partnerschaften ein. Dabei geht es nicht um Romantik oder körperliche Zuneigung, sondern tiefe emotionale und soziale Verbundenheit. Aromantik bedeutet nicht, sozial isoliert zu sein oder keine Liebe im weiteren Sinne erfahren zu können. Genauso wie alle anderen auch, brauchen auch aromantische Menschen Zuneigung und Nähe in ihrem Leben.
Mythos 3: Aromantische Menschen können keine liebevollen Eltern sein
Ein anderer falscher Mythos ist, dass aromantische Menschen keine liebevollen Eltern sein könnten. Doch das Gegenteil ist der Fall. Obwohl sie selbst kein romantisches Bedürfnis haben, sind aromantische Menschen durchaus in der Lage eine starke emotionale Bindung zu ihren Kindern aufzubauen und liebevolle Familienbande zu knüpfen. Sie empfinden zutiefst elterliche Zuneigung und Fürsorge. Hier zeigt sich, dass Romantik und Elternschaft zwei verschiedene Dinge sind. Um ein Kind liebevoll aufziehen zu können, braucht es keine romantische Beziehung, sondern enge emotionale Verbundenheit und Fürsorge – all das können aromantische Menschen ihren Kindern in gleichem Maße geben wie alle anderen auch.
Mythos 4: Aromantik ist etwas Neues und Modernes
Ein verbreiteter Irrglaube ist, dass Aromantik eine neue und moderne Identitätskategorie sei. Dem ist nicht so. Obwohl diejenigen, die sich als aromantisch bezeichnen, in der modernen LGBTQ+-Bewegung vermehrt sichtbar werden, gab es aromantische Menschen schon immer. Sie waren nur durch mangelndes Wissen und fehlende Begrifflichkeiten unsichtbar. Schon zu allen Zeiten und Kulturen gab es Menschen, die keine romantische Anziehung empfanden. Sie lebten möglicherweise unbemerkt oder fügten sich in gesellschaftliche Erwartungen ein. Erst durch die Identitätspolitik der letzten Jahrzehnte wurde der Begriff “aromantisch” geprägt und gibt Menschen die Möglichkeit, ihre eigene Erfahrung einzuordnen und sichtbar zu werden. So gesehen ist Aromantik nicht neu – sie war nur lange Zeit unbenannt.
Mythos 5: Aromantik hat etwas mit dem eigenen Geschlecht zu tun
Häufig besteht die Fehleinschätzung, dass Aromantik nur etwas mit dem eigenen Geschlecht oder der eigenen sexuellen Orientierung zu tun habe. So denken manche, aromantisch könnten nur asexuelle Menschen oder nur Frauen sein. Dies ist falsch. Aromantik ist unabhängig von Geschlecht, Sexualität oder geschlechtlicher Identität. Sowohl Männer als auch Frauen können aromantisch sein, genauso wie Menschen mit jeder sexuellen Orientierung. Ein aromantischer Mann kann gleichgeschlechtlich, heterosexuell oder bisexuell orientiert sein. Eine aromantische Frau ebenso. Der einzige Aspekt, der bei der Aromantik eine Rolle spielt, ist das eigene Empfinden von oder Nichtempfinden für romantische Anziehung. Dies kann jeder Mensch unabhängig von äußeren Merkmalen erfahren. Aromantik ist keine Eigenschaft, die an Geschlecht oder Sexualität gekoppelt ist.
Mythos 6: Aromantiker können keine zwischenmenschliche Nähe zulassen
Zu guter Letzt besteht der Irrglaube, dass aromantische Menschen keinen Körperkontakt, keine Zärtlichkeit oder Nähe zulassen könnten. Auch dies ist falsch. Obwohl sie selbst romantische Gefühle nicht nachvollziehen können, schätzen viele Aromantiker durchaus körperliche und zwischenmenschliche Nähe und Zuneigung. Viele pflegen enge freundschaftliche Umarmungen und Berührungen. Einige gehen auch platonische Partnerschaften mit Zärtlichkeiten ein. Hier wird klar, dass Romantik und körperliche /emotionale Nähe zwei verschiedene Dimensionen sind. Während aromantische Menschen keine Verliebtheit empfinden, können sie dennoch Liebe und Zugehörigkeit auf andere Weise erfahren. Körperkontakt muss nicht immer mit Sexualität oder Romantik verbunden sein. Viele Aromantiker wissen diese Dimensionen wertzuschätzen, ohne selbst verliebt sein zu müssen.
Fazit
Wie gesehen, beruhen viele gängige Annahmen über aromantische Menschen auf Irrtümern und Vorurteilen. In Wahrheit ist Aromantik genauso valide wie andere Identitäten und schränkt die zwischenmenschliche Fähigkeit keineswegs ein. Was zählt, ist gegenseitiger Respekt, Verständnis und Anerkennung verschiedener Lebensweisen. Nur durch Wissen und Offenheit können Vorurteile abgebaut werden. Die Lebensrealität aromantischer Menschen ist hierbei ein wichtiger Bestandteil gesellschaftlichen Verständnisses von Liebe, Sexualität und zwischenmenschlichen Beziehungen.
Friedrich Müller ist ein leidenschaftlicher Schriftsteller, Denker und Visionär aus dem Herzen Deutschlands. Mit einer tiefen Liebe zur deutschen Sprache und Kultur hat er sich entschlossen, diese Website ins Leben zu rufen, um eine Brücke zwischen Worten und Gedanken zu schlagen.