Die menschliche Psyche ist ein komplexes System, das noch nicht vollständig verstanden wird. Obwohl psychische Störungen ziemlich häufig vorkommen, gibt es auch einige extrem seltene und ungewöhnliche mentale Zustände.
In diesem Artikel werden acht der schrecklichsten und seltensten psychischen Störungen vorgestellt. Obwohl diese Störungen äußerst selten sind, geben sie Einblick in die Vielfalt menschlichen Bewusstseins. Psychologen lernen immer mehr über die Funktionsweise des menschlichen Gehirns, aber es gibt noch vieles zu entdecken.
Dissociative Identitätsstörung
Dissociative Identitätsstörung (DIS), früher als multiple Persönlichkeitsstörung bekannt, ist eine der seltensten und kontroversesten psychischen Krankheiten. Bei der DIS haben Betroffene die Fähigkeit, voneinander getrennte Identitätszustände oder Persönlichkeiten zu entwickeln.
Jede Persönlichkeit hat ihre eigene Geschichte, Erinnerungen und sogar körperliche Symptome. Manchmal kann eine Persönlichkeit die Kontrolle übernehmen, während die anderen “schlafen”. Schätzungen zufolge leiden etwa 1% der Bevölkerung an DIS, aber die meisten Fälle werden nie diagnostiziert.
Die Ursachen sind noch unklar, aber Experten glauben, dass ein schwerer psychischer Trauma in der Kindheit eine Rolle spielt. Therapie zielt darauf ab, die Persönlichkeiten zu integrieren und vergangenes Trauma aufzuarbeiten.
Depersonalisierungs-/Derealisationsstörung
Bei der Depersonalisierungs-/Derealisationsstörung (DDD) haben Betroffene das Gefühl, sich selbst oder ihre Umgebung unwirklich oder “nicht echt” wahrzunehmen. Symptome können eine Entfremdung vom eigenen Körper, Gefühlen der Unwirklichkeit oder einem Traumähnlichen Zustand umfassen.
Manchmal fühlen sich Betroffene wie in einem Film. Diese Störung tritt häufig nach Stress oder Panikattacken auf, kann aber auch grundlos auftreten. Nur etwa 2% der Bevölkerung sind im Laufe ihres Lebens davon betroffen.
Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, aber eine übermäßige Funktion des Limbischen Systems wird diskutiert. Therapie zielt darauf ab, die zugrunde liegende Angst zu reduzieren.
Pathologisches Wahnen
Beim pathologischen Wahnen haben Betroffene felsenfeste, aber falsche Überzeugungen (Wahnideen), obwohl es keine logischen Beweise dafür gibt. Die Wahnideen sind meist paranoider oder grandios-religiöser Natur, z.B. die Überzeugung, bespitzelt oder vergiftet zu werden.
Sie sind aber oft hochfunktionale Individuen, deren Wahnideen nur schwer von Außenstehenden zu erkennen sind. Dies macht diese Störung so selten und gefährlich. Schätzungen gehen von 0,2–3% in der Allgemeinbevölkerung aus.
Ursachen scheinen genetische Veranlagung und Stressfaktoren zu sein. Therapie zielt darauf ab, die Wahnideen zu hinterfragen und alternative Sichtweisen aufzuzeigen. Medikamente können die Symptome lindern.
Raserei
Bei der akuten polymorphen psychotischen Störung, umgangssprachlich auch als “Raserei” bekannt, kommt es zu einem plötzlichen Ausbruch von Wahn, Ängsten, Verwirrtheit und aggressiven Handlungen. Betroffene können völlig die Kontrolle über ihr Handeln verlieren.
Die Episode dauert nur Stunden bis Tage an. Danach kann sich der Zustand vollständig bessern. Diese akute psychotische Episode tritt sehr selten, schätzungsweise bei 0,02% der Bevölkerung auf.
Auslöser können Drogen, Medikamente oder psycho-sozialer Stress sein. Die genauen pathophysiologischen Mechanismen sind unbekannt. Behandlung beinhaltet Beruhigungsmittel, um die akute Phase zu unterbrechen.
Folie à Deux
Bei der seltenen Folie à Deux, auch “verrückter Zweier” genannt, teilen sich zwei Personen, meist ein Paar, einen psychotischen Wahn. Einer der beiden ist allerdings primär psychotisch krank, während der andere durch Kontakt angesteckt wird.
Die Wahnideen sind oft paranoider oder religiöser Natur, z.B. die Überzeugung, verfolgt zu werden. Prävalenzraten dieser seltenen Störung sind nicht bekannt. Sie tritt wahrscheinlich bei etwa 0,1% der Schizophrenie-Patienten auf.
Ursachen sind ebenfalls ungeklärt, interpersoneller Einfluss und genetische Veranlagungen werden diskutiert. Therapie besteht aus Trennung der Betroffenen und medikamentöser Behandlung.
Erotomanie
Bei der Erotomanie, auch bekannt als Wahnerotik, haben Betroffene einen festen Wahn, von einer anderen Person heimlich geliebt zu werden, obwohl diese Liebe nicht erwidert wird. Meist handelt es sich um eine berühmte oder mächtige Person.
Symptome umfassen obsessives Nachforschen über die Person und auch potenziell stalkerisches oder drogendes Verhalten. Diese seltene Störung tritt laut Schätzungen bei 0,002% der Bevölkerung auf.
Auslöser scheinen dissoziale Persönlichkeitszüge oder andere psychotische Erkrankungen zu sein. Therapie zielt auf die Entwöhnung von wahnerotischen Gedanken und die Stabilisierung der eigenen Identität.
Kotomanie
Bei der extrem seltenen Kotomanie haben Betroffene ein gestörtes Verhältnis zu Fäkalien. Typische Symptome sind die wiederholte Manipulation oder der Verzehr von Fäkalien. Es kann sich auch um einen Fäkalphilie genannten Zwang handeln, Fäkalien auf andere Personen zu übertragen.
Der genaue Auslöser dieser Störung ist unbekannt, es werden aber dissoziale oder obsessiv-kompulsive Persönlichkeitszüge diskutiert. Prävalenzraten liegen wahrscheinlich im Promille-Bereich. Therapie versucht, die Faszination für Fäkalien durch Verhaltenstherapie und Medikamente zu reduzieren.
Fazit
Wie gesehen, gibt es einige extrem seltene psychische Störungen, die tiefe Einblicke in die Vielfalt und Komplexität menschlichen Bewusstseins erlauben. Obwohl die genauen Ursachen und Mechanismen der meisten Störungen noch unbekannt sind, ermöglicht es die Erforschung solcher seltener Phänomene, mehr über die Funktionsweise des Gehirns und die Entstehung von Krankheitsbildern zu lernen.
Mit fortschreitender Forschung werden Psychologen in der Lage sein, diese Störungen besser zu verstehen und effektiver zu behandeln. Auch wenn die Prävalenzraten extrem niedrig sind, verdienen auch diese Patienten bestmögliche Versorgung und Aufklärung über ihre Krankheit. Die gesellschaftliche Diskussion mentaler Gesundheit sollte stets mitfühlend und verständnisvoll geführt werden.