Zuletzt aktualisiert am June 10, 2024 by Friedrich Müller
Viele Menschen kämpfen im Laufe ihres Lebens mit Angstzuständen und Panikattacken. Oft entwickeln Betroffene bestimmte Verhaltensweisen, um mit ihrer Angst umzugehen. Manche dieser Verhaltensweisen sind durchaus verständlich, andere dagegen sehr ungewöhnlich. In diesem Artikel möchte ich 11 ungewöhnliche Dinge vorstellen, die Menschen wegen ihrer Angst machen.
1. Sich selbst beim Vornamen rufen
Viele Betroffene geben sich selbst beim Vornamen Anweisungen oder beruhigen sich selbst, indem sie ihren Namen sagen. Dies kann dabei helfen, in der Gegenwart zu bleiben und sich selbst zu fokussieren. Statt sich von der Angst mitreißen zu lassen, richtet man so die Aufmerksamkeit auf sich selbst. Der eigene Name symbolisiert eine Trennung von der Angst und hilft dabei, den Fokus zurück auf die eigene Persönlichkeit zu legen.
Allerdings kann dieses Verhalten für Außenstehende etwas seltsam wirken. Wenn man plötzlich in der Öffentlichkeit sitzt und immer wieder “Sarah, alles ist gut” vor sich hinmurmelt, werden einen die Leute komisch angucken. Trotzdem ist es für Betroffene ein verständlicher Mechanismus, mit dem Gefühl der Angst umzugehen.
2. Sich selbst ins Gesicht starren
Ähnlich wie beim Nennen des eigenen Namens geht es auch beim Starren ins Gesicht darum, die Aufmerksamkeit auf den eigenen Körper zu lenken. Viele Betroffene versuchen so, visuell die Kontrolle über ihren Körper zurückzugewinnen. Sie betrachten ihren Körper quasi von außen, um sich selbst zu beruhigen. Der Blick ins Spiegelbild kann dabei helfen, Abstand von der Angst zu gewinnen.
Allerdings wirkt dieses Verhalten von außen doch sehr seltsam. Wenn man jemanden beim intensiven Starren in den Spiegel oder ins eigene Smartphone beobachtet, hat man schnell den Eindruck, die Person hat einen an der Waffel. Für Betroffene ist es dennoch ein gangbarer Weg, mit panikartigen Gefühlen umzugehen.
3. Sich zurückziehen und isolieren
In Phasen starker Angst und Panik ziehen sich viele Betroffene zurück. Sie meiden soziale Kontakte und Situationen, die ihre Angst triggern könnten. Der Rückzug in die eigene Wohnung oder sogar das eigene Zimmer gibt Betroffenen ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle zurück. So müssen sie ihre Angst nicht in der Öffentlichkeit zeigen.
Allerdings kann diese ständige Isolation auf Dauer psychisch belastend sein und die Beschwerden verstärken. Der soziale Rückzug wird dann zum Teufelskreis, aus dem Betroffene nur schwer wieder herausfinden. Außenstehende tun sich mit dieser radikalen Form der sozialen Isolation oft schwer und machen sich zunächst eher Sorgen als das Verhalten zu verstehen.
4. Sich selbst bestrafen
Manche Betroffene entwickeln Verhaltensweisen, mit denen sie sich selbst für ihre Ängste und Panikattacken bestrafen. Dazu können zum Beispiel starkes Training oder körperliche Anstrengungen gehören, für die sie sich normalerweise zu schwach fühlen. Andere bestrafen sich mit selbstauferlegtem Essensverzicht oder indem sie die Medikamenteneinnahme verweigern.
Hinter diesem Verhalten steckt oft der Gedanke, man selbst müsse für die Angst “büßen”. Die Bestrafung soll helfen, die Kontrolle zurückzugewinnen. Für Außenstehende wirkt dieses Verhalten allerdings sehr destruktiv und sorgenträchtig. Es ist wichtig, Betroffene dabei zu unterstützen, andere und gesündere Bewältigungsstrategien zu finden.
5. Sich verstecken oder flüchten
In akuten Angstattacken und Panikschüben kommt bei einigen Betroffenen der Drang auf, sich buchstäblich zu verstecken oder zu flüchten. Sie suchen Schutz unter Tischen oder hinter Möbeln, weil sie sich vor einer undefinierten Bedrohung fürchten. Andere rennen einfach panikartig aus Menschenmengen oder Situationen hinaus, obwohl keine real nachvollziehbare Gefahr besteht.
Dies kann man von außen wirklich als seltsames Verhalten einstufen. Wichtig ist es aber zu verstehen, dass hinter solchen Handlungen keine Rationalität mehr steckt, sondern purer Überlebens- und Schutzinstinkt. Wenn man Betroffene dabei unterstützt, solche Verhaltensmuster im Keim zu ersticken und alternative Coping-Strategien zu entwickeln, hilft das am besten.
6. Sich checken und kontrollieren
Viele Betroffene entwickeln Zwänge und Rituale, mit denen sie ihrer Angst Herr werden wollen. Dazu gehört beispielsweise ständiges Puls- oder Blutdruckmessen, wenn sie Angst vor einem Herzinfarkt haben. Andere wiegen und wiegen wieder ihren Körper ab oder prüfen mehrmals am Tag ihren Hautton auf vermeintliche Gesichtsfarben-Veränderungen.
Auch dieses Verhalten kann von Außenstehenden irritierend wirken. Wichtig ist es aber, es als Versuch der Kontrollgewinnung zu verstehen. Hilfreicher sind für Betroffene in der Regel Entspannungstechniken oder der bewusste Umgang mit unsicheren Gedanken.
7. Dinge horten und sammeln
Manche Betroffene neigen im Zuge ihrer Ängste und Zwänge dazu, Dinge zu horten und zu sammeln. Sie bunkern große Mengen an Lebensmitteln, Wasser oder Hygieneprodukten, um für den “Ernstfall” gerüstet zu sein. Andere sammeln Ticket-Reste, Bonuspunkte oder Konsummöglichkeiten “für später”, obwohl sie diese nie einlösen.
Dieses Horten und Sammeln gibt Betroffenen ein Gefühl der Sicherheit und der Kontrolle über äußere Ereignisse. Für Außenstehende kann ein derartiges Aufsammeln von Dingen aber auch als merkwürdig und unvernünftig erscheinen. Wichtig ist, die zugrundeliegende Motivation zu verstehen und alternative Bewältigungsstrategien aufzuzeigen.
8. Äußerliche Veränderungen vornehmen
Manche Menschen mit Ängsten neigen dazu, ihre äußere Erscheinung sehr verändert darzustellen, um so ihrer Angst die Stirn zu bieten. Dazu können auffallend andere Frisuren, Tattoos, Piercings oder sehr veränderte Kleidungsstile gehören. Manchmal geht es auch so weit, dass sich Betroffene einer plastisch-chirurgischen Veränderung unterziehen.
Diese starken Veränderungen am eigenen Erscheinungsbild können von Außenstehenden als sonderbar oder selbstzerstörerisch erlebt werden. Hinter solchen Handlungen steckt oft jedoch der Wunsch, die eigene Angst durch veränderte Selbstdarstellung in den Griff zu bekommen. Therapeutische Gespräche können hier nützlicher sein als extremer körperlicher Wandel.
9. Sich zurückziehen und isolieren
Viele Betroffene entwickeln auch Vermeidungsverhalten, indem sie alles meiden, was mit ihrer primären Angst in Verbindung gebracht werden könnte. Wer Angst vor Spinnen hat, meidet Waldspaziergänge. Wer fliegen muss, aber Flugangst hat, sucht jeden Weg, um dem Flug zu entgehen. Auf Dauer führt dieses Vermeiden allerdings eher zur Verfestigung denn zur Überwindung der Ängste.
Zwar ist der erste Impuls, gefährdete Situationen zu vermeiden, verständlich. Langfristig helfen Betroffenen aber Konfrontationsübungen und graduelle Beschäftigung mit der Angstsituation besser. Auch hier ist therapeutische Begleitung oft hilfreich.
10. Sich selbst belügen oder täuschen
Manche Betroffene neigen im Zuge ihrer Ängste zu merkwürdig anmutenden Selbsttäuschungen oder sogar Wahnvorstellungen. Sie spielen sich beispielsweise Krankheiten nur ein, um ihre körperlichen Sensationen erklären zu können. Andere überzeugen sich von realitätsfernen Gefährdungsszenarien.
Dieses Verhalten wirkt von außen oft sonderbar. Hintergrund sind jedoch der Drang nach Erklärungen und die Hoffnung auf Kontrolle durch Vorhersage. Hier helfen vor allem der differenzierte, nicht wertende Dialog und das Erlernen realistischer, entkatastrophierter Denkweisen.
11. Sich selbst mit Akupressur behandeln oder massieren
Viele Betroffene neigen dazu, ihren Körper selbst mit Massagen oder Akupressur zu behandeln. Sie drücken dabei gezielt bestimmte Stellen am Körper, um körperliche Sensationen oder Symptome zu beeinflussen. Andere klopfen sich selbst rhythmisch auf den Brustkorb oder üben sanften Druck auf bestimmte Stellen des Gesichtes aus.
Dieses Verhalten kann von außen wie ein merkwürdiger Tick wirken. Hintergrund sind jedoch der konkrete Versuch der Symptomkontrolle und der Wunsch nach Handlungsfähigkeit. Wichtiger als die Selbstbehandlung sind allerdings realistische Denk- und Verhaltensänderungen sowie die Reduktion körperbezogener Hypochondrie.
Fazit
Viele Betroffene entwickeln im Umgang mit Ängsten und Panik vermeintlich sonderbare Verhaltensweisen. Diese dienen in erster Linie dem Wunsch nach Kontrolle, Sicherheit und Handlungsfähigkeit. Wichtig ist, diese Mechanismen nicht zu verurteilen, sondern mit Fingerspitzengefühl und therapeutischer Begleitung alternative Bewältigungsstrategien zu erlernen.
Friedrich Müller ist ein leidenschaftlicher Schriftsteller, Denker und Visionär aus dem Herzen Deutschlands. Mit einer tiefen Liebe zur deutschen Sprache und Kultur hat er sich entschlossen, diese Website ins Leben zu rufen, um eine Brücke zwischen Worten und Gedanken zu schlagen.