Ist dein Kind ängstlich? 3 Angstzustände bei Kindern, die du nicht ignorieren solltest und wie du ihnen helfen kannst

Zuletzt aktualisiert am May 22, 2024 by Friedrich Müller

Angstzustände bei Kindern sind nichts Ungewöhnliches und kommen in verschiedenen Graden vor. Manchmal ist es einfach eine kurze Phase, die vorübergeht. Aber manchmal kann die Angst auch stärker sein und das tägliche Leben des Kindes beeinträchtigen.

Als Eltern ist es wichtig, Anzeichen für stärkere Ängste ernst zu nehmen und das Kind zu unterstützen. In diesem Artikel möchte ich auf 3 häufigere Angstzustände bei Kindern eingehen, die du nicht auf die leichte Schulter nehmen solltest, sowie Tipps geben, wie du deinem Kind helfen kannst.

Trennungsangst

Separation Anxiety Disorder | Causes and Treatment

Eine der häufigsten und in der Regel harmlosen Angstformen bei kleineren Kindern ist die Trennungsangst. Sie tritt meistens im Alter zwischen 8 Monaten und 3 Jahren auf und äußert sich durch Weinen, Schreien oder Kampf, wenn sich die Bezugspersonen, meist die Eltern, vom Kind entfernen. Der Grund dafür ist, dass Kleinkinder in dieser Phase noch sehr von ihrer Bezugsperson abhängig sind und Angst haben, von ihr getrennt oder verlassen zu werden.

Wenn die Trennungsangst sehr stark ist und das Kind sich über einen längeren Zeitraum partout nicht von seinen Eltern oder der Betreuungsperson trennen möchte bzw. lässt, sollte man das ernst nehmen. Man kann dem Kind mit Geduld und Einfühlungsvermögen beistehen, indem man es schrittweise an kürzere Trennungszeiten gewöhnt und ihm dabei Sicherheit vermittelt. Auch Ablenkung mit Spielen oder Geschichten kann helfen. Wenn die Angst übermäßig ist oder andere Symptome wie Schlafprobleme hinzukommen, ist gegebenenfalls eine Therapie sinnvoll.

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Angst vor Tieren, Geräuschen oder Situationen

Fear of Dogs | Sydney Child Psychologists

Viele Kinder entwickeln im Vorschulalter plötzlich Ängste vor Tieren, Lauten oder Situationen, die für Erwachsene harmlos erscheinen. Dazu gehören etwa Angst vor Hunden, Gewitter, Dunkelheit oder Fremden. Häufig liegt dem eine konkrete Erfahrung zugrunde, wie ein Schatten im Dunkeln oder ein lautes Donnergeräusch. Aber manchmal tauchen Ängste auch spontan auf, ohne erkennbaren Auslöser.

Hier ist es wichtig, die Ängste des Kindes ernst zu nehmen und es nicht zum “Mutproben” zu zwingen. Stattdessen kann man es langsam an die gefürchteten Situationen heranführen und ihm Sicherheit vermitteln. Zum Beispiel, indem man gemeinsam bei angezündeter Nachttischlampe ins Dunkle Zimmer geht oder Hunden freundlich begegnet. Ignoriert man die Ängste, besteht die Gefahr, dass sie sich verfestigen. Manchmal bietet auch eine Verhaltenstherapie für Kinder Lösungsansätze.

Sozialphobie

Social anxiety in Kids: Common Symptoms & Helpful Tips

Bei einer Sozialphobie haben Kinder lähmende Angst davor, sich in sozialen Situationen bloßzustellen oder von anderen bewertet zu werden. Betroffene zeigen Symptome wie erröten, zittern, Angst schwitzend oder stotternd zu reden. Häufig meiden sie es daher, andere Kinder anzusprechen oder vor der Klasse etwas vorzutragen.

Da die Ursachen oft in frühen Prägungen liegen, ist eine Psychotherapie sinnvoll. Aber auch du als Elternteil kannst dein Kind unterstützen, indem du seine Ängste ernst nimmst, ihm Vertrauen und Bestärkung gibst. Zum Beispiel, indem ihr durch Rollenspiele Übungen macht, selbstbewusst vor anderen zu sprechen. Belohne kleine Erfolge und sei für Rückschläge verständnisvoll. So lernt dein Kind, dass es gefürchtete Situationen meistern und dass eine ablehnende Reaktion anderer nicht das Ende der Welt ist.

Generalisierte Ängste

Generalized Anxiety Disorder in Kids - Child Mind Institute

Bei generalisierten Ängsten haben Kinder diffuse, allerdings nicht auf konkrete Anlässe zurückführbare Ängste. Sie fühlen sich ständig bedroht und in Gefahr, ohne dass ein realer Grund dafür erkennbar ist. Körperliche Symptome wie Beklemmungen, Zittern oder Magenprobleme sind häufig. Betroffene sind dann generell ängstlich und unsicher im Alltag, obwohl sich die Umwelt nicht verändert hat.

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Diese Art diffuser Ängste kann ein Hinweis auf tieferliegende Probleme sein und sollte keinesfalls bagatellisiert werden. Psychologische Abklärung und eine gegebenenfalls darauf aufbauende Therapie können hier helfen, Ängste einzuordnen, Sicherheit zu vermitteln und belastende Gedankenmuster aufzulockern. Auch du als Elternteil vermittelst durch ein verständnisvolles Zuhören und tröstendes Verhalten Sicherheit. Greife Ängste nicht bagatellisierend auf, um dem Kind nicht noch mehr Unsicherheit zu geben.

Panikattacken

10 Ways Parents Can Help Their Children Cope During a Panic Attack - Focus  on the Family

In seltenen Fällen können bei Kindern und Jugendlichen auch Panikattacken auftreten. Sie äußern sich durch plötzliche, sehr starke Gefühle der Angst, Bedrohung oder des Kontrollverlusts zusammen mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Atemnot, Zittern oder Schwindel. Häufig lösen sie irrationale Terrorfantasien aus.

Dies deutet auf eine schwerere psychische Störung hin, die dringend von einem Kinder- und Jugendpsychiater abgeklärt werden sollte. Neben Psychotherapie und Verhaltenstherapie können in solchen Fällen auch leitliniengerechte medikamentöse Behandlungen sinnvoll sein. Als Eltern ist es wichtig, dem Kind in Panikattacken ruhig und tröstend beizustehen und es bei der Suche nach therapeutischer Hilfe zu unterstützen.

Wann ist professionelle Hilfe ratsam?

Behavioral Treatment for Kids With Anxiety | Child Mind Institute

Grundsätzlich sind Ängste bei Kindern nicht ungewöhnlich und durchlaufen häufig eine vorübergehende Phase. Doch in manchen Fällen halten sie länger an oder werden stärker. Als Faustformel kann gelten:

  1. Wenn Ängste das normale Lebens- und Sozialverhalten des Kindes signifikant beeinträchtigen.
  2. Wenn sie mit weiteren Symptomen wie Schlafstörungen oder Konzentrationsschwäche einhergehen.
  3. Wenn Hausmittel und einfühlsame Unterstützung durch die Eltern über mehrere Wochen nicht zu einer Besserung führen.

In solchen Fällen ist eine psychotherapeutische Abklärung und Behandlung sinnvoll. Suche am besten mit deinem Kind zusammen einen Kinder- und Jugendtherapeuten auf. Gemeinsam mit ihm können Ursachen der Ängste herausgearbeitet und der richtige Behandlungsweg gefunden werden.

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Fazit

Zusammenfassend gilt: Ängste kommen bei Kindern vor und sind nicht per se bedenklich. Aber nimm sie immer ernst und biete deinem Kind verständnisvolle Zuwendung und Unterstützung. Bei stärkeren oder andauernden Ängsten, die das Leben des Kindes beeinträchtigen, ist professionelle Hilfe anzuraten. Gemeinsam mit dem Therapeuten und durch deine liebevolle Begleitung finden Kinder dann oft eigene Strategien, um Ängste zu überwinden und ins normale Kinderleben zurückzufinden.