Zuletzt aktualisiert am June 3, 2024 by Friedrich Müller
Bei einer Depression ist es normal, dass die Behandlung einige Zeit in Anspruch nimmt, bis sich die Symptome bessern. Bei manchen Menschen reagieren die Depressionssymptome jedoch nicht oder nur wenig auf die übliche Behandlung mit Therapie, Medikamenten oder einer Kombination aus beidem.
Dies wird als behandlungsresistente Depression bezeichnet. Obwohl sie schwer zu behandeln ist, gibt es Möglichkeiten, eine behandlungsresistente Depression besser zu managen und das Leben weniger von den Symptomen dominieren zu lassen. In diesem Artikel erfährst du, was genau eine behandlungsresistente Depression ist und 7 Wege, die dir helfen können, damit umzugehen.
Die Merkmale einer behandlungsresistenten Depression
Eine Depression gilt als behandlungsresistent, wenn mindestens zwei adäquate und von einem Facharzt überwachte Antidepressivabehandlungen, die über einen längeren Zeitraum eingenommen wurden, wenig oder keinen Erfolg gebracht haben. Typische Merkmale einer behandlungsresistenten Depression sind:
- Die klassischen Symptome wie Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Freudlosigkeit etc. sind trotz adäquater Therapie über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten vorhanden.
- Es gibt keine signifikante Verbesserung oder Rückgang der Depressionssymptome um mindestens 50%.
- Nebenwirkungen der Medikamente sind nicht der Grund für Therapierezistenz.
- Eventuell kommen auch neue Symptome wie Angststörungen, Zwangsstörungen oder Panikattacken hinzu.
- Der Alltag wird weiterhin massiv von der Depression beeinträchtigt.
Eine behandlungsresistente Depression ist manchmal genetisch bedingt oder eine Folge schwerer traumatischer Erlebnisse in der Kindheit. Häufig spielen mehrere Faktoren zusammen.
Neue Psychotherapie-Ansätze ausprobieren
Auch bei behandlungsresistenter Depression kann eine Psychotherapie helfen, besonders wenn neue Ansätze ausprobiert werden. Ziel ist es, veränderbare Faktoren, die die Depression aufrechterhalten, zu identifizieren und zu beeinflussen:
- Kognitive Verhaltenstherapie: Hier lernt man, negative Gedanken- und Verhaltensmuster zu durchbrechen.
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie: Sie zielt auf tiefer liegende Konflikte und unbewusste Mechanismen ab.
- Schema-Fokussierte Therapie: Sie hilft, frühe emotionale Prägungen und dysfunktionale Glaubenssätze aufzudecken.
- Achtsamkeitstraining: Indem man die Aufmerksamkeit gezielt schult, lässt sich Stress reduzieren.
- Paar- und Familientherapie: Beziehungsprobleme können Depressionen aufrechterhalten.
Die Psychotherapie sollte von einem auf Depressionen spezialisierten Therapeuten durchgeführt werden und mehrere Sitzungen pro Woche umfassen, um schnell Wirkung zu zeigen.
Alternativen zu herkömmlichen Antidepressiva ausprobieren
Wenn herkömmliche Antidepressiva wie SSRI oder SNRI nicht oder nicht ausreichend ansprechen, können Alternativen helfen:
- Nicht-SSRI-Präparate wie Mirtazapin oder Mianserin: Sie haben andere Wirkmechanismen.
- Ketamin: Das Narkosemittel lindert Depressionen schon nach wenigen Stunden. Es muss ambulant über Infusionen oder Nasenspray gegeben werden.
- TMS (Transkranielle Magnetstimulation): Durch Magnetfelder werden Gehirnregionen stimuliert. Mehrere Sitzungen pro Woche sind nötig.
- EKT (Elektrokrampftherapie): Bei sehr schweren Fällen kann die EKT Linderung verschaffen, auch wenn Medikamente versagten.
- Lichttherapie: Künstliches Tageslicht hilft manchen, da Depressionen auch saisonal bedingt sein können.
Bei der Medikamentenauswahl sollte man einen auf Depressionen spezialisierten Psychiater konsultieren. Eventuell sind Kombinationen verschiedener Präparate eine Option.
Die Lebensführung umstellen
Einige Veränderungen im Alltag können die Wirksamkeit der Therapie unterstützen:
- Genügend Schlaf: Mindestens 7-8 Stunden pro Nacht sind empfehlenswert.
- Bewegung: Spazieren gehen, Schwimmen oder ein Sport, der Freude macht.
- Ernährung: Viel frisches Obst und Gemüse, wenig Zucker und Alkohol.
- Zeit im Freien: Das Tageslicht ist gut für die Stimmung.
- Sozialer Kontakt: Sich mit vertrauten Menschen treffen und austauschen.
- Entspannung: Yoga, Progressivmuskelrelaxation, autogenes Training, meditieren.
- Struktur: Tagesablauf planen mit festen Zeiten für Mahlzeiten und Schlaf.
Eine konsequente Veränderung von Lebensstilfaktoren kann dazu beitragen, Therapieerfolge zu stabilisieren. Der eigene Alltag sollte so stressreduziert und selbsterhaltend wie möglich gestaltet werden.
Komplementäre Methoden ausprobieren
Viele Menschen testen neben der Schulmedizin auch alternativmedizinische Verfahren aus:
- Akupunktur: Durch Nadelstiche an bestimmten Punkten wird die Durchblutung angeregt.
- Kräutermedizin: Tees oder Tinkturen aus Heilpflanzen wie Johanniskraut, Melisse oder Hopfen.
- Aromatherapie: Ätherische Öle durch Einatmen oder Auftragen können beruhigen.
- Klangschalen-Meditation: Tieffrequente Klänge lösen Verspannungen und beruhigen.
- Tanz- oder Musiktherapie: Kreativität und Bewegung heben die Stimmung.
- Bioresonanzgeräte: Sie sollen Blockaden im Energiefluss lösen.
Die Wirksamkeit alternativer Methoden ist teils umstritten. Am besten konsultiert man hierfür einen erfahrenen Heilpraktiker. Wichtig ist, die Schulmedizin nicht allein damit zu ersetzen.
Die eigene Einstellung ändern
Negative und selbstkritische Gedanken können die Symptome verstärken. Daher ist es sinnvoll, das eigene Selbstbild und die Einstellung zur Krankheit zu hinterfragen:
- realistische Selbsteinschätzung: Die Krankheit ist nicht die eigene Schuld
- Akzeptanz: Es ist in Ordnung, Unterstützung anzunehmen und schwach zu sein.
- selbstmitgefühl: Sich selbst mit Wärme, Mitgefühl und Verständnis begegnen.
- realistische Erwartungen: Heilung braucht Zeit, Rückfälle können passieren.
- positiver Fokus: Auch kleine Fortschritte wertschätzen statt nur auf Defizite zu achten.
Eine therapeutische Selbsthilfegruppe oder ein Online-Forum kann beim Perspektivwechsel unterstützen. Mit der Zeit lernt man, sich selbst mit mehr Mitgefühl zu begegnen.
Hilfe vom nahen Umfeld annehmen
Menschen mit Depressionen ziehen sich häufig zurück. Es ist jedoch wichtig, die Unterstützung des nahen Umfelds anzunehmen:
- Angehörige informieren: Damit sie Verständnis für die Symptome aufbringen.
- Helfende Hände anfordern: Zum Beispiel für Haushalt, Einkäufe oder wenn man sich allein nicht aufraffen kann.
- Zuspruch und Zuwendung zulassen: Sich Trösten, Zuhören oder gemeinsame Unternehmungen tun gut.
- Ablenkung durch Aktivitäten: Selbst kleine Dinge wie Spazierengehen or Kaffee trinken können positiv sein.
- Ehrlichkeit über eigene Grenzen: Auch mal Nein sagen, wenn man Zeit für sich braucht.
- Dankbarkeit ausdrücken: Freunde und Familie wertzuschätzen gibt Kraft.
Vertrauen und Akzeptanz durch nahestehende Menschen sind wertvoll. Sie helfen, Rückschläge besser zu überwinden.
Fazit
Eine behandlungsresistente Depression ist zwar komplex, aber mit einem auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmten Maßnahmebündel können Betroffene lernen, besser mit ihr zu leben. Neben Medikamenten und Therapie sind veränderter Lebensstil, alternative Methoden, eigene Einstellungsänderung und soziale Unterstützung wichtige Faktoren. Beharrlichkeit ist gefragt, denn Heilung braucht Zeit. Mit jedem kleinen Erfolg kann man jedoch neuen Mut fassen.
Friedrich Müller ist ein leidenschaftlicher Schriftsteller, Denker und Visionär aus dem Herzen Deutschlands. Mit einer tiefen Liebe zur deutschen Sprache und Kultur hat er sich entschlossen, diese Website ins Leben zu rufen, um eine Brücke zwischen Worten und Gedanken zu schlagen.