Wie die Trope “Cooles Mädchen” unrealistische Standards für junge Frauen setzt

Zuletzt aktualisiert am May 28, 2024 by Friedrich Müller

Die Darstellung eines “coolen Mädchens” in Filmen, Fernsehen und anderen Medien hat einen starken Einfluss auf die Selbstwahrnehmung vieler junger Frauen.

Diese Trope suggeriert, dass Frauen nur dann akzeptiert werden, wenn sie bestimmte – oft unrealistische – Eigenschaften erfüllen. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich häufig ein tieferliegendes Selbstwertgefühl.

Was ist ein “cooles Mädchen”?

The 'Cool Girl' Trope

Der Begriff “cooles Mädchen” bezeichnet in Filmen und Serien oft eine weibliche Figur, die nonkonformistisch und unabhängig erscheint. Sie raucht, trinkt und flirtet, zeigt aber keine verletzlichen Emotionen. Typischerweise hat sie männliche Freunde, mit denen sie sich auf eine rein platonische Weise versteht. Sexualität wird bei ihr als reine Lust dargestellt, ohne Konsequenzen oder Emotionalität.

Ein “cooles Mädchen” definiert sich demnach über klassisch maskuline Eigenschaften. Sie ist abenteuerlustig, sportlich und technikaffin. Emotionen wie Zuneigung, Angst oder Unsicherheit hat sie perfekt unter Kontrolle. Stresssituationen meistert sie mit Coolness und Souveränität. Schwäche oder Verletzlichkeit kann sie sich nicht leisten.

Diese Darstellung suggeriert, dass Frauen nur dann wertgeschätzt werden, wenn sie stereotyp maskuline Eigenschaften imitieren und ihre Weiblichkeit verleugnen. Emotionale Intelligenz, Zartheit oder mütterliche Instinkte sind bei einem “coolen Mädchen” nicht vorgesehen.

internalisierter Selbsthass

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Für viele junge Frauen ist dieses Ideal nur schwer zu erreichen. Statt Stärke und Unabhängigkeit vermittelt es häufig ein Gefühl von innerer Leere und Unzureichendheit. Denn die perfekte Kontrolle über Gefühle, die diese Trope suggeriert, ist eine Fassade, die schnell bröckeln kann.

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Studien zeigen, dass Medien ein großer Faktor für die Entwicklung von Selbsthass bei Frauen sind. Wenn ständig unrealistische Schönheitsideale und Verhaltensweisen propagiert werden, führt das zu internalisiertem Selbsthass. Viele Frauen sehen sich selbst nur durch die Brille toxischer Männlichkeit und bewerten sich danach.

Hinter der Fassade des “cool girls” verbergen sich häufig tiefsitzende Zweifel an der eigenen Attraktivität oder sozialen Kompetenz. Das Gefühl, emotionale Schwäche sei inakzeptabel, kann Ängste und Depressionen fördern. Statt Stärke vermittelt dieses Ideal oft ein tiefes Gefühl von Minderwertigkeit.

Vereinnahmung durch Männer

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Gleichzeitig ist das Ideal des “coolen Mädchens” stark auf die Bedürfnisse und Vorlieben männlicher Zuschauer zugeschnitten. Sie fungiert häufig als sexueller Preis für den Protagonisten oder als interessanter Sidekick. Ihre Gefühle und Interessen kommen dabei selten zum Tragen.

Indem sie ihre Weiblichkeit verleugnet und ihre Bedürfnisse denen des männlichen Gegenübers unterordnet, wird sie als perfekte Partnerin imaginärer männlicher Fantasien stilisiert. Doch eine echte Partnerschaft auf Augenhöhe ist damit kaum möglich – ihre einzige Aufgabe besteht darin, den Protagonisten zu unterhalten und sexuell verfügbar zu sein.

Dieses Ideal legt den Fokus allein auf die männliche Begierde und aus einer rein frauenfeindlichen Perspektive. Es verhindert die Entfaltung einer selbstbestimmten Weiblichkeit jenseits von Stereotypen oder männlichen Erwartungshaltungen.

Auswirkungen auf reale Beziehungen

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Die Internalisierung dieses Standards kann junge Frauen daran hindern, authentische Beziehungen aufzubauen. Wenn sie sich selbst nur über ihre Attraktivität oder die Zuneigung anderer definieren, verlieren echte Emotionen und Interessen an Bedeutung. Eine gesunde Selbstreflektion oder das Eingeständnis eigener Bedürfnisse fällt schwer.

Gleichzeitig werden auch Partner an unrealistische Erwartungen herangeführt. Wer seine Partnerin hauptsächlich nach äußerlichen Kriterien oder ihrer Unterhaltungsfunktion bemisst, übersieht ihre komplexe Persönlichkeit. Eine partnerschaftliche Beziehung auf Augenhöhe, in der auch Schwäche, Sorgen und Träume Raum finden, scheint dann nicht mehr möglich.

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Die Internalisierung toxischer Rollenbilder kann junge Menschen daran hindern, ihre Individualität zu entfalten und emotionale Bindungen einzugehen, die nicht auf Oberflächlichkeit basieren. Dies fördert Einsamkeit und psychische Probleme.

Mehr Dimensionalität in weiblichen Rollen

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Um junge Frauen dabei zu unterstützen, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln, sollten Medien mehr Vielfalt in der Darstellung weiblicher Rollen anbieten. Statt immer das gleiche oberflächliche Ideal zu propagieren, sollten auch komplexere Persönlichkeiten mit Stärken und Schwächen gezeigt werden.

Eine Frau sollte nicht daran gemessen werden, inwiefern sie männlichen Fantasien oder äußeren Erwartungen entspricht. Vielmehr sollten weibliche Figuren eigene Interessen, Emotionen und Entwicklungsprozesse durchlaufen, die über ihr Verhältnis zu Männern hinausgehen.

Medien tragen Verantwortung dafür, junge Frauen darin zu bestärken, ihre Individualität zu leben und sich von äußeren Standards zu lösen. Nur wenn mehr Vielfalt und echte Komplexität in weibliche Rollen einzieht, können sie zu einem gesünderen Selbstbild beitragen.

Fazit

Die Trope des “coolen Mädchens” mag auf den ersten Blick empowern wirken, verbirgt aber in Wahrheit eine tiefliegende Geringschätzung weiblicher Emotionalität und Individualität. Indem sie junge Frauen immer wieder damit konfrontiert, entwickelt sie internalisierten Selbsthass und verhindert eine selbstbestimmte Entfaltung der Persönlichkeit.

Medien tragen Verantwortung dafür, von solchen einengenden Standards abzurücken und weibliche Rollen in ihrer ganzen Vielfalt und Komplexität zu zeigen. Nur wenn Frauen ermutigt werden, ihre Einzigartigkeit anstelle äußerer Erwartungen zu leben, können sie ein stabiles Selbstwertgefühl entwickeln.

Die Folgen des internalisierten “coolen Mädchens” sind ernst zu nehmen, da sie junge Menschen daran hindern, emotionale Bindungen einzugehen und psychischen Problemen Tür und Tor öffnen. Mehr Dimensionalität in der Darstellung weiblicher Persönlichkeiten könnte hier Abhilfe schaffen.

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